Anfang April 2021 schrieb ich mich für einen Kurs mit den lustigen Namen ‚From Penpal to Paypal‘ an der Kunsthochschule Weissensee ein. Ich dachte: cool, das klingt toll, wollte ich schon immer mal lernen. Mit meiner Bewerbung füllte ich einen sehr erfrischenden Fragebogen aus. Unter anderem sollte ich dort beschreiben:
Wie ist ein Mensch, der das genaue Gegenteil von dir wäre?
Spannende Frage und ebenso spannend ging es weiter. Das Projekt ist eine erste Kooperation der hbk Saar und der Weißensee Kunsthochschule. Wir waren 16 TeilnehmerInnen aus dem Saarland, aus Berlin und – Corona macht´s möglich – aus aller Herren (und Damen) Länder. Ich wurde mittels dem ausgefüllten Fragebogen mit einem unbekannten Partner zusammengewürfelt. Ziel des Kurses: Innerhalb von drei Monaten eine künstlerische Idee soweit zur Businesstauglichkeit entwickeln, dass der Kauf im Websshop während der roten Ampelphase an der Kreuzung passieren kann. Was für eine Herausforderung!
In den kommenden drei Monaten habe ich sehr viel gelernt. Nicht nur Technik, Entwicklung, Marketing und Psychologie im Onlinebusiness, sondern am meisten über mich selbst. Am stand die Idee: Wenn Onlinebusiness, dann mit gutem Karma. So sahen die ersten Überlegungen aus:
Erste Skizzen zur Projektentwicklung
Alles eine Frage des Trainings
Je älter wir werden, desto weniger Neues wagen wir uns. Vielleicht steigen auch mit unseren gemachten Erfahrungen unsere Erwartungen? Manchmal scheint es so, als werden wir langsamer, weniger empfänglich für Herausforderungen. Der Entdeckergeist schlummert gemütlich irgendwo im Hinterstübchen. Wir bauen häufiger auf alt Bekanntes, favorisieren das, was wir schon kennen, und neigen zu dem, was uns komfortabel fühlen lässt. Dieser Kurs hat meine Bereitschaft, meine Kreativität und meine inneren Werte, es mir unbequem zu machen herausgefordert.
Machen wir es uns unbequem!
Während der aufregenden Reise von der ersten Idee bis zum Onlinegang ist viel passiert. Oft hat mich das Arbeiten an der Entwicklung so berauscht, dass ich das Gefühl hatte, ich habe Konfetti im Gehirn. Ich habe festgestellt, dass es überhaupt nicht darum geht, ob etwas ‚gut genug‘ oder ‚fertig‘ ist. Wer bewertet das denn? Meine Oma würde mir sagen „Mädchen, du kannst doch viel sauberer schreiben!“, meine Lehrer würden mir vermutlich in Grammatik wieder eine 5 geben und meine innere Kritikerin würde fragen „Na, wofür soll denn dieser Quatsch jetzt wieder gut sein?“.
Für mich haben sich in den 12 Wochen einige meiner Glaubenssätze gedreht. Heute finde ich mich großartig allein dafür, dass ich meine Idee ernst genommen habe. Und dass ich sie mit Liebe, Freigeist, Humor und auch Diziplin bis zum Ende durchgezogen habe.
Dabei war ich nicht allein. Ich hatte tolle fachliche und mentale Unterstützung von meinem Entwicklungspartner Elias Klein, den anderen Teilnehmenden des Kurses und in besonderem Maße von Sophia Pompéry von der Kunsthochschule Weißsensee sowie Hannes Käfer und Markus Spang von der hbk Saar. Von dieser Entwicklungsreise werde ich noch lange zehren, so viel steht fest.
